Wintersport

Ab auf die Piste

So findest du die passende Ausrüstung

Der erste Schnee ist bereits gefallen und die Skigebiete locken mit hunderten gut präparierten Pistenkilometern. Doch was solltest du beachten, bevor du dich wieder auf die Skier oder das Snowboard stellst? Wir haben bei jemanden nachgefragt, der wirklich Ahnung hat: Herr Eberhardt ist nicht nur selbst passionierter Sportler und Skifahrer, sondern leitet auch das Sportgeschäft im Blautal-Center.

Herr Eberhardt fährt selber gerne Ski und ist seit über 30 Jahren im Sportgeschäft tätig

Seit wie vielen Jahren sind Sie im Sportbereich tätig?

Ich bin seit 1991, also seit fast 30 Jahren, im Sportgeschäft tätig. IN dem Fachgeschäft im Blautal-Center bin ich seit mittlerweile fünf Jahren und leite hier die Filiale.

Kommen Sie da überhaupt noch dazu, selber Sport zu treiben?

Definitiv, das lässt sich in dieser Branche fast nicht vermeiden. Ich bin da allerdings ziemlich breit aufgestellt. Ursprünglich komme ich aus dem Triathlon-Bereich, mach aber wie gesagt mittlerweile fast alles. Natürlich laufe ich immer noch sehr viel, ich klettere aber auch gerne oder bin im Winter Alpin-Ski fahren oder Langlaufen.

Jetzt zur Gretchenfrage: Snowboard oder Ski? Früher bin ich auch Snowboard gefahren, mittlerweile bin ich aber nur noch auf Skiern unterwegs. Ab einem gewissen Alter ist das die sinnvollere Alternative, da gerade die Knie auf dem Snowboard deutlich höheren Rotationskräften ausgesetzt sind und dadurch auch das Verletzungsrisiko höher ist.

Kann denn jeder Wintersport treiben?

Grundsätzlich kann jeder Skifahren, der orthopädisch und gleichgewichtstechnisch keine Einschränkungen hat. Ab einem Alter von 40 bis 45 Jahren ist eine kurze sportmedizinische Untersuchung durch den Sportarzt oder Sportorthopäden allerdings sinnvoll, bevor es losgeht. Das gilt jedoch nicht nur für Wintersport, sondern eigentlich für alle Sportarten.

Was gilt es bei einem Wiedereinstieg zu beachten?

Nun ja, zum Skifahren braucht man Berge. Da kommt man schnell auf 2.000 oder gar mehr Meter über N.N. und treibt dann auch noch Sport. Das kann ziemlich erschöpfend sein, stellt aber in der Regel kein Risiko dar. Wer allerdings vorgeschädigt ist und eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hat, der sollte das vorher genau mit seinem Arzt abklären. Was wäre Ihre Empfehlung an jemanden, der nach längerer Abstinenz wieder mit Wintersport beginnen möchte? Wer nach einer längeren Pause oder ab einem gewissen Alter wieder einsteigen möchte, dem würde ich tendenziell eher zu Skiern statt zum Snowboard raten. Die Verletzungsgefahr ist einfach geringer. Ansonsten sollte man langsam anfangen und sich auf keinen Fall überschätzen. Das kann schnell gefährlich werden.

Wie findet man den besten Einstieg in den Wintersport und lohnt es sich hier einen Kurs zu besuchen?

Erwachsenen, die mit dem Ski- oder Snowboardfahren beginnen wollen, würde ich einen Einzelkurs empfehlen. Hier kann sich der Trainer komplett dem Anfänger widmen, außerdem ist der Lerneffekt am größten. Allerdings sind Einzelkurse auch am teuersten. Kindern hingegen würde ich zum Gruppenkurs raten. Hier können sich die Kinder viel voneinander abschauen und sind mit Gleichaltrigen auf der Piste. Außerdem ist es mit den heutigen Carvingski (Anm. d. Red.: Beim Carven fährt der Skifahrer Kurven auf den Kanten, ohne dabei zu rutschen. Möglich wird dies durch Skier, die in der Mitte schmal geschnitten sind.) wichtig, dass man die richtige Technik von Anfang an lernt. Fehler in der Technik lassen sich nämlich nur äußerst mühsam korrigieren. Zwar können Eltern ihren Kindern auch die Grundlagen vermitteln, aus Erfahrung weiß ich aber, dass die Kids das eher ablehnen und lieber in der Gruppe fahren.

Mittlerweile ist ein Helm bei vielen fester Bestandteil der Wintersportausrüstung

Was darf auf der Piste auf keinen Fall fehlen?

Zur absoluten Grundausstattung zählen natürlich Skier oder Snowboard, außerdem Schuhe, Funktionsunterwäsche, Handschuhe, Skihose und -jacke sowie ein Helm mit Visier oder eine Skibrille für schlechtes Wetter und schlechte Sicht. Da sich in letzter Zeit auch Verletzungen im Wirbelsäulenbereich häufen, würde ich eventuell noch zu einem Rückenprotektor raten.

Wie wichtig ist ein Skihelm?

Eine Helmpflicht gibt es bisher nur in Italien und Südtirol, ansonsten ist es wie beim Fahrradfahren: Ein Helm wird empfohlen. Auf der Piste hat sich das mittlerweile auch etabliert. Man kommt sich, auf Schwäbisch gesagt, blöd ohne Helm vor, da 80 Prozent der Ski- und Snowboardfahrer einen tragen. Die restlichen 20 Prozent sind meistens ältere Herrschaften, die ihr Leben lang ohne Helm gefahren sind und es jetzt nicht einsehen möchten, einen zu tragen.

Wie finde ich denn den richtigen Helm für mich?

Für die Sicherheit ist es elementar wichtig, dass der Helm richtig sitzt. Daher sollte sich jeder die Zeit nehmen und sich im Fachgeschäft beraten lassen. Weiterhin gibt es natürlich Unterschiede hinsichtlich der Anpassungsmöglichkeiten, dem Material und der Belüftung. Mittlerweile sind auch tolle Modelle mit Visier erhältlich. So kann man sich die Skibrille sparen und hat keine unnötigen Druckstellen. Natürlich gibt es auch preisliche Unterschiede, allerdings hält ein Helm auch gut sechs oder sieben Jahre. Da es um Sicherheit geht, würde ich hier nicht sparen.

Eine Skibrille schützt die Augen nicht nur bei starkem Sonnenschein, sondern auch bei schlechtem Wetter

Wie wichtig ist eine Skibrille und was gilt es, beim Kauf zu beachten?

Eine Skibrille sollte so wenig wie möglich drücken und wird am besten mit dem Helm zusammen anprobiert. Ansonsten ist die Tönung entscheidend, denn je nach Sicht und Wetterlage eignen sich bestimmte Scheibentönungen. Langfristig geht der Trend allerdings zu Variomatic-Scheiben, die sich automatisch der Umgebungshelligkeit anpassen. Das ist zwar sinnvoll, momentan aber noch relativ teuer.

Worauf kommt es bei der Wahl der richtigen Skibekleidung an?

Die Basis für alle Wintersportarten ist Funktionswäsche. Die transportiert Feuchtigkeit vom Körper weg und sorgt so dafür, dass der Körper nicht auskühlt und die Körpertemperatur erhalten bleibt. Weiterhin ist der Zwiebellook sinnvoll, denn so können Schichten bei höherer Anstrengung einfach ausgezogen werden. Bei Skijacke und -hose kommt es auf Können und Anspruch an. Sportliche Fahrer brauchen Kleidung, die elastisch ist und sich der körpereigenen Dynamik und Bewegung anpasst. Weiterhin ist der Isolationsbereich hinsichtlich Wasser und Wärme von Bedeutung. Wer mehrere Wochen im Jahr sechs bis acht Stunden auf der Piste ist, der braucht auch hochwertige Kleidung mit einer Wassersäule von 10-15.000 Millimetern. Die Wassersäule gibt an, welchem Wasserdruck das Material standhält, bevor Wasser durchdringt. Für den Breitensportler sind modische Gesichtspunkte meist wichtiger und eine Wassersäule von 5.000 Millimetern ist absolut ausreichend.

Wer ambitioniert Ski oder Snowboard fährt, braucht eine hochwertige Ausrüstung

Wie finde ich die richtigen Skier?

Die Wahl des Skis ist abhängig von Können und Einsatzgebiet. Daher ist eine Fachberatung notwendig. Natürlich kann sich jeder im Netz über die verschiedenen Skiarten und Einsatzgebiete informieren, ich würde aber immer im Fachgeschäft kaufen. Wir haben viele Modelle als Testski da. Diese kann sich der Kunde unverbindlich ausleihen und testen, bevor er sie kauft. Beim Snowboard gilt im Prinzip das Gleiche, allerdings gibt es hier nicht ganz so viele verschiedene „Arten“ wie im Skibereich. Ein klassischer Fahrer ist mit einem Allmountain-Board, also einem Allrounder, gut bedient. Zieht es einen in den Funpark, sind Freestyle-Boards sinnvoll. Sie sind leichter und dadurch besser für Tricks und Sprünge geeignet und haben eine andere Bindung.

Gerade bei Skischuhen hat sich in den letzten Jahren viel getan

Welcher Schuh passt zu mir und was gilt es, beim Kauf zu beachten?

Die Wahl des richtigen Schuhs ist sehr wichtig, schließlich ist der Fuß das Bindeglied zwischen Mensch und Ski und muss die Kraft optimal auf die Kanten der Skier übertragen. Daher sollte man sich für die Suche nach dem passenden Schuhe auch viel Zeit nehmen. Gut ist, wenn man bereits weiß, was für eine Fußform man hat. Alternativ können wir das hier aber auch über ein Fußscanning herausfinden. Meiner Meinung nach hat sich in den letzten Jahren im Schuhbereich sehr viel getan. Viele Modelle lassen sich über thermische Verfahren an den Fuß anpassen und sitzen so optimal. Generell würde ich Freizeitfahrern zu einem weicheren Schuh mit etwas mehr Volumen raten, während im Race-Bereich sehr enge und harte Schuhe gefahren werden. Das wirkt sich natürlich auch auf die Kraftübertragung und die Performance aus, ist aber für Einsteiger eher unangenehm und schmerzhaft. In jedem Fall wünsche ich allen Ski- und Snowboardfahrern gutes Wetter, tollen Schnee und ganz viel Spaß.

20.12.2018